Entstehen und Entwickeln der Senioren-Netzwerke in der Stadt Mainz
Der Bereich Versorgung und Pflege darf nicht losgelöst von der Lebenswelt und dem Umfeld von Senior:innen betrachtet werden. Niedrigschwellig erreichbare Unterstützungs-, Pflege- und Dienstleistungsangebote sowie Informations- und Teilhabemöglichkeiten im Stadtteil erweitern die Handlungsspielräume der dort lebenden Menschen und stärken die Selbstverantwortung und Eigeninitiative. Aktiv und eingebunden sein sind zudem Faktoren, die präventiven Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben. Gleichzeitig bilden Kontakt und Begegnung die Grundlage für informelle Hilfen, die im Fall von Hilfe- und Pflegebedarf professionelle Pflegeleistungen ambulant wie stationär sinnvoll ergänzen oder sogar hinauszögern.
Das Institut für sozialpädagogische Forschung hat 2015 im Auftrag der Stadt Mainz ein Handlungskonzept zur Weiterentwicklung der offenen Seniorenarbeit erarbeitet, das diese Zusammenhänge berücksichtigt. Das Konzept wurde unter Beteiligung der haupt- und
ehrenamtlichen Akteur:innen vor Ort sowohl aus dem Bereich Unterstützung und Pflege als auch aus dem Bereich Kontakt und Begegnung und den Senior:innen als Expert:innen in eigener Sache entwickelt. Das Handlungskonzept ist die Grundlage der sozialräumlichen Ausrichtung der Seniorenarbeit in Mainz.
2020 hat die Stadt Mainz die Koordinierungsstelle Offene Seniorenarbeit eingerichtet, die die Umsetzung des Handlungskonzepts begleitet. Erster Schritt ist die Gründung und Unterstützung von Senioren-Netzwerken in den einzelnen Stadtteilen. Hier kommen
Vertreter:innen des Pflege- und Unterstützungsbereichs, von Wohn- und Nachbarschaftsprojekten, Kirchenverbänden, Bildungs- und Begegnungsstätten, Freizeitangeboten, Sport- und Kulturvereinen und Ehrenamtliche an einen Tisch. So können die Akteur:innen ihr Wissen bündeln, miteinander an Projekten arbeiten und gemeinsame Ziele verfolgen. Durch passgenaue Angebote soll der Stadtteil so gestaltet werden, dass ältere Menschen so lange wie möglich zufrieden und selbstbestimmt in ihrem vertrauten Wohnumfeld leben können. Beispielsweise bieten die Seniorenwegweiser und die Sitzmöglichkeiten des Projekts „beSITZbare Stadt“ konkrete Unterstützung im Alltag.
Die Koordinierungsstelle unterstützt die Netzwerke bei ihrer Zielfindung, begleitet die Gruppen bei Abstimmungen, fördert Beteiligungsprozesse und hilft bei der Umsetzung von Projekten. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Sozialplanung, dem Bereich „Aktiv älter werden“ und den Gemeindeschwestern plus. Durch diese Kooperation und Koordination gelingt eine stadtteilübergreifende Vernetzung, sodass Ressourcen besser genutzt werden und die Ergebnisse der Netzwerke eine größere Öffentlichkeit erreichen können.
Janine Bardoux
Koordinierungsstelle Offene Seniorenarbeit Stadt Mainz